„Pi“ wie die Kreiszahl – oder wie „Piraterie“

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Mathematisch versierte Piraten scheinen eine seltene Spezies zu sein. „Wie viele Piraten braucht man, um von Pi den Wert zu errechnen? Sicherlich mehr als einen.“ So beginnt Eugene Ostashevsky seinen Gedichtband „Der Pirat, der von Pi den Wert nicht kennt“, für den er und seine Übersetzerinnen Monika Rinck und Uljana Wolf am 26. Mai den Preis der Stadt Münster für Internationale Poesie bekommen. Nicht nur diese ersten Sätze, auch die weiteren Dialoge des Gedichtbands sind verwegen.

Sätze, die der Pirat mit seinem Papagei wechselt, beginnen erfrischend wie piratisch mit einem „ARRRGHS“. Gespräche mit einem Papageien? Ganz richtig! „Am Tag, als sie sich trafen, war der Pirat noch kein Pirat (…) Der Papagei war schon Papagei. Ihr Treffen ging, die Kameras bezeugen es, so: Ein kalter Tag im dunklen Zoogeschäft (Nase und Schnabel beider voller Schnief), wo sie einander nicht ganz ohne Scheu gestanden, wie ihr Lieblingsspielzeug hieß“ – „Bazookas!!!“

Eugene Ostashevsky wurde in Russland geboren, wanderte im Alter von elf Jahren nach Amerika aus und wuchs dort zweisprachig auf. Der 51-jährige Autor begibt sich in seinem Gedichtband auf eine abenteuerliche Reise voller rhetorischer Exkurse. Der Schatz des besungenen Piraten: ein Werk aus prosaischen wie lyrischen Elementen, mit neuen Rhythmen, Reimen und einem Spiel zwischen Sprachen. Ohne Schatzkarte, aber mit einem Netz aus literarischen Zitaten durchzogen und andere wissenschaftlichen Disziplinen einbeziehend, diskutieren der Mann und sein Vogel.

Jury begeistert von der Sprachakrobatik

Die Lesung moderiert Maren Jäger, Urs Allemann trägt die deutsche Übersetzung vor. Beide sind wie auch Cornelia Jentzsch, Johann P. Tammen und Norbert Wehr Mitglieder der Jury. Diese war begeistert von der Sprachakrobatik und dem Formenreichtum des Autors. Ebenso vom virtuosen Bedienen verschiedener Gattungen: von Kinder- und Piratenliedern über Traktate, Balladen bis zum Hip Hop.

Der Preis wird Ostashevsky, der 2014 aufgrund eines DAAD-Stipendiums ein Jahr lang in Deutschland lebte, gemeinsam mit seinen Übersetzerinnen Monika Rinck und Uljana Wolf verliehen. Wer einen Blick in den Gedichtband wirft, ist vermutlich überrascht, dass auch die Typografie der Verse durch Sonderzeichen und Zeichen anderer Sprachen Elemente von Ostashevskys Wortwitz sind. Der direkte Vergleich von den englischen Versen und deren deutscher Übersetzung ist äußerst lohnend und lässt die Poesiepreisjury mit Blick auf diese Übersetzungsleistung von einem „Glücksfall“ sprechen. Rinck und Wolf hätten dem sprachspielerischen Parforceritt Ostashevskys mit einem „Höchstmaß an Geist und Witz die Tore der deutschen Sprache geöffnet“. Neben den Sprachkenntnissen schöpfen sie aus ihren eigenen dichterischen Erfahrungen: Sie beide haben eigene Gedichtbände veröffentlicht, für die sie bereits bedeutende Literaturpreise erhalten haben.

Und für alle, die den Wert der Kreiszahl ebenfalls nicht kennen: 3.141. So zumindest der Anfang, denn die Nachkomma-Stellen der irrationalen Zahl sind unendlich. Bisher hat der Klub der Freunde der Zahl Pi die ersten fünf Billionen Stellen berechnet. Einen Papageien zurate zu ziehen, hat man bislang noch nicht in Erwägung gezogen – dazu braucht es wohl eher Poeten denn Mathematiker.

Termine:

Preisträgerlesung Eugene Ostashevsky  Samstag, 25. Mai, 11-12 Uhr, Theatertreff, Theater Münster, Neubrückenstraße. 

Lesung Ostashevsky, Rinck, Wolf u.a. Samstag, 25. Mai, 20-22 Uhr, Theater Münster (Kleines Haus), Neubrückenstraße 

Verleihung des Preises der Stadt Münster für Internationale Poesie, Sonntag, 26. Mai, 11 Uhr, Erbdrostenhof, Salzstraße

Info: www.lyrikertreffen-muenster.de Karten an der Theaterkasse, (02 51) 59 09-100

Quelle: Stadt Münster

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