Wie gefährlich ist es, in Zeiten von Corona Tür oder Tisch anzufassen? Laut einer US-Studie halten sich die Viren bis zu 72 Stunden auf Kunststoff und Edelstahl. Virologe Drosten mahnt aber zu differenzieren.
Wie kann ich mich infizieren, wie kann ich mich vor dem Coronavirus schützen? Das bewegt aktuell wohl fast alle Menschen. US-Wissenschaftler mehrerer Institute bzw. Universitäten haben sich mit dem Coronavirus und dessen Haltbarkeit in Luft und auf Oberflächen beschäftigt. Die Autorinnen und Autoren stammen unter anderem von den National Institutes of Health, von der Universität Princeton sowie der Universität von Kalifornien. Ihr Ergebnis: Auf Edelstahl- und Kunststoffoberflächen könnte sich das Coronavirus bis zu 72 Stunden halten.
Auch Papier soll den Erkenntnissen der Forscher zufolge eine Fläche sein, auf der das Coronavoirus länger bestehen bleibt – bis zu 24 Stunden. Das ist die Einschätzung nach ersten Experimenten der US-Seuchenschutzbehörde. Weitere Wissenschaftler sollen die Studie nun prüfen bevor sie in einem Fachmagazin veröffentlicht wird.
Test und Wirklichkeit
Kann so ein Test das Geschehen im Alltag wirklich wiedergeben? Der Virologe Christian Drosten von der Charité in Berlin meint: Nein. Seine Einschätzung lautet: „Wenn man sich diese Daten in diesem Papier mal anschaut, dann es ist gar nicht klar, wie viel Virus in welcher Form das auf diese Testoberflächen aufgetragen wurde. Da steht einfach nur, da wurde Virus auf die Oberfläche gegeben. Aber es ist ein großer Unterschied, ob dieses Virus in einem großen oder in einem kleinen Flüssigkeitstropfen ist – oder in einem Tropfen, der fast gar kein Volumen hat.“
Drosten vermutet, dass für den Test größere Mengen Viruslösung verwendet wurde. Im Alltag habe man es aber eher mit geringeren Mengen zu tun, beispielsweise wenn jemand genießt hat. Dann seien erst einmal nur sehr geringe Mengen des Virus auf einer Oberfläche. Selbst wenn man dort hinein fasst, verdünnt sich das Sekret auf der Haut weiter, es kommt mit dem sauren Milieu der Haut in Berührung, führte Droste aus.
All diese vielen Faktoren sorgten dafür, dass eine Gefahr im Alltag geringer ist als im Test. „Das kann man in so einfachen Experimenten nicht simulieren“, betont Drosten. Die Menge macht es also: Im Test ist die, so nimmt Drosten an, größer als im Alltag
Vor allem Mensch-zu-Mensch-Übertragung
Das Centers of Disease Control and Prevention (Center für Krankheitskontrolle und Prävention der USA – kurz CDC) hält die Berührung von Oberflächen auch nicht für einen maßgeblichen Übertragungsweg. Es gebe zwar eine gewisse Gefahr, wenn eine Person eine kontaminierte Oberfläche berühre und sich dann sofort an Mund, Augen oder Nase fasse. Doch das sei nicht der überwiegende Übertragungsweg.
Nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) ist es denkbar, dass Viren durch Oberflächen in Form von Schmierinfektionen übertragen werden können: „Eine Übertragung durch Schmierinfektion / Infektion durch kontaminierte Oberflächen ist prinzipiell nicht ausgeschlossen. Welche Rolle sie spielt, ist nicht bekannt. Es wurden häufig Infektionsketten identifiziert, die am besten durch eine direkte Übertragung, z. B. durch Tröpfchen, erklärbar waren.“
Das RKI geht also auch davon aus, dass der Hauptübertragungsweg sogenannte „Tröpfcheninfektionen“ sind, die bei direktem Kontakt mit einer infizierten Person entstehen.
Helfen Handschuhe?
Einkaufen mit Handschuhen – wäre das die Alternative, um auch die geringen Gefahren auszuräumen? Nicht wirklich. Denn auch bei Handschuhen gilt: Wenn man eine Fläche, auf der Viren sind, berührt, sich dann mit dem Handschuh ins Gesicht fast, überträgt man die Viren auch. Hilfreicher sind da: Regelmäßiges und intensives Händewaschen – und vor allem Distanz zu halten, um eine Tröpfcheninfektion zu vermeiden.
Quelle: Tagesschau.de