Die Musik redet ein Wörtchen mit

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Lyrikertreffen: Wenn Instrumente und Gedichte „Rauhe Linien“ erzeugen / Folge 3

Münster (SMS) Seit 40 Jahren reisen Lyriker und Lyrikerinnen aus dem In- und Ausland zum Internationalen Lyrikertreffen an, das vom Kulturamt der Stadt Münster und vom Literaturverein Münster veranstaltet und von der Kunststiftung NRW gefördert wird. In ihrem Gepäck: Strophen und Verse. In diesem Jahr gehören auch Instrumente dazu. Warum dem so ist und worauf man sich freuen darf, verraten wir in dieser fünfteiligen Serie. Heute redet die Musik ein Wörtchen mit.

Dass Lyrik und Musik zusammenpassen, wusste man im Mittelalter: Die Verse wurden immer gesungen und nicht selten mit einer Laute begleitet. Wie im 21. Jahrhundert Neue Musik und Gedichte zueinanderfinden und „Rauhe Linien“ erzeugen, ist dieses Jahr ein Schwerpunkt beim Lyrikertreffen.

Die Idee für die Kombination aus zeitgenössischer Musik und Gedicht liefert in Münster erstmals eine Gastkuratorin: Anja Kampmann. „Ich wurde gefragt, ob ich das Format Tektonik, das seit einigen Jahren Komponisten zeitgenössischer Musik und Lyrik in Leipzig zusammenführt, nach Münster bringen kann“, so Kampmann. „Tektonik“ – ein Begriff aus der Geologie, der die Lehre von der Erdkruste und ihrer Bewegungen bezeichnet – bezieht Anja Kampmann auf die Bewegungen und Überlagerungen von Gedicht und Musik.

„Dabei geht es stets um ein anderes Hören, eine Aufmerksamkeit des Publikums zwischen Gedicht und Musik, um Verschiebungen und Klangfarben, um das Gedicht, das wir auf einmal anders hören, wenn es in einen stillen, sehr wachen Raum hineintritt“, sagt Kampmann.  Das Vorhaben der Schriftstellerin: eine Expedition in Grenzgebiete. Dahin, wo Klang und Sprache zu einer gemeinsamen Bewegung finden. In Münster greift Musikerin Sophia Scheifler die Bewegungen der Verse mit ihrem Kontrabass auf und bringt sie zum Klingen – mit „Rauhen Linien“, wie die spätabendliche Konzertlesung betitelt ist.

Klangliche Expedition

Die klangliche Expedition wird fortgesetzt am nächsten Tag, wenn Nancy Hünger, Nikola Madzirov und José F.A. Oliver ihre Strophen an das Klavierspiel von Ermis Theodorakis richten. Anja Kampmann hat befreundete Lyriker dazu eingeladen, das Programm kuratiert und wird auch moderieren.

Eindrücklich und rhythmisch klingen die Gedichte von Oliver. In Hausach am Schwarzwald ist er geboren und lebt auch heute dort, doch hat er auch viele andere Orte schon sein Zuhause genannt: Freiburg, die Schweiz, Ägypten, Peru, die Türkei, die USA, Dresden. Vielfältig und bunt sind auch die Themen des 58-Jährigen. In seinen Versen platziert er zum Beispiel Bosporus-Angler, Kontinent-Kanten und schwangere Hündinnen.

Alltäglichere Themen bearbeitet Nikola Madzirov. Der 45-jährige Mazedonier hebt diese aber auf eine andere Ebene: „Ich lebe zwischen zwei Wahrheiten wie eine Neonröhre, die in einem leeren Hausflur flackert“, schreibt er in einem Gedicht. In den Gedichten der 38-jährigen Nancy Hünger gibt es immer wieder eine Rückbesinnung auf den Moment, dem das Reden entspringt. „Ich gehe also zurück in die Zustände“, heißt es, und das Gedicht setzt an: „Weil nichts so bedeutungslos sein darf, wie es ist, nicht wahr?“  Die lyrische Reise begleitet Ermis Theodorakis am Klavier. Für diese Stilmischung hat der in Griechenland geborene Pianist Stücke von Arnold Schönberg und Anton Webern sowie von den zeitgenössischen Komponisten Rebecca Saunders und Iannis Xenakis zusammengestellt.

Termine:

Rauhe Linien – Kontrabass und Gedicht, Freitag, 24. Mai, 22-23 Uhr, Studiobühne, Domplatz 23

Tektonik – Neue Musik und Gedicht, Samstag, 25. Mai, 16-18 Uhr, Studiobühne, Domplatz 23

Info: www.lyrikertreffen-muenster.de, Karten an der Theaterkasse, (02 51) 59 09-100

Quelle: Stadt Münster

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