Wie bedrohlich ist Covid-19?

932
TMITC - Ads

Der neuartige Erreger Sars-CoV-2 (zuvor 2019-nCoV) gehört zu den sogenannten Coronaviren. Diese rufen beim Menschen Atemwegserkrankungen hervor. Die Krankheit, die der neue Erreger auslöst, heißt Covid-19, eine Kurzform für „Corona Virus disease 2019“.

Etwas gefährlicher als Grippe

Zwar ist das neue Coronavirus ein neuer Typ des SARS-Erregers, der 2002/2003 eine Epidemie mit knapp 800 Toten verursachte. Das neue Virus ist aber deutlich weniger gefährlich. Mehr als 80 Prozent der registrierten Infizierten erkranken nur leicht. WHO-Experten schätzen, dass die Sterberate in Europa letztlich bei 0,7 Prozent liegen wird. Genau wird man das erst sagen können, wenn die Epidemie überstanden ist. Zum Vergleich: Bei einer Grippe liegt sie bei 0,2 Prozent.

In der am stärksten betroffenen Region in China ist die Sterberate zwar deutlich höher – in Wuhan liegt sie zwischen drei und vier Prozent. Diese Zahlen könnten aber stark verzerrt sein, weil milde Fälle vor allem anfangs gar nicht erfasst wurden. Zudem war zunächst unklar, wie man die Patienten am besten versorgt.

Warum Schutzmaßnahmen wichtig sind

Wenn der Erreger nicht mutiert und auf diese Weise gefährlicher wird, ist die Erkrankung für junge, gesunden Menschen nicht übermäßig bedrohlich. Trotzdem ist es wichtig, den Ausbruch möglichst einzudämmen, bis man über geeignete Medikamente und eine Impfung verfügt. Denn vor allem Ältere und Vorerkrankte können schwer erkranken und sogar an der Infektion sterben.

Weil die Erkrankung neu ist, hat noch niemand einen natürlichen Immunschutz dagegen entwickelt. So könnte sich die Krankheit im ungünstigen Fall sehr schnell ausbreiten. Genau das zu verhindern, ist aber wichtig. Wenn zu viele Menschen gleichzeitig behandelt werden müssen, könnte das die medizinische Verorgung in Deutschland überlasten.

Wie viel Schaden auch eine allgemein als wenig bedrohlich angesehene Erkrankung anrichten kann, zeigte die schwere Grippewelle von 2017/18. Sie hat nach Schätzungen von Experten allein in Deutschland mehr als 25.000 Menschen das Leben gekostet.

Wie gefährdet sind Kinder?

Kinder können sich mit dem Virus zwar auch anstecken – sie erkranken allerdings seltener. Und wenn, dann verläuft die Infektion bei ihnen meist leicht. In China ist trotz seiner mehr als 80.000 bekannten Infizierten und mehr als 3000 Toten bislang kein einziger Fall bekannt geworden, in dem ein Kind unter zehn Jahren an Covid-19 starb.

Besonders gefährdet: Ältere, Vorerkankte, Männer

Gefährlich verläuft die Krankheit vor allem bei älteren Menschen. Bei jungen, sonst gesunden Patienten liegt die Sterberate nur bei 0,2 Prozent. Ab dem Alter von 50 Jahren steigt sie dann zunehmend an, von 1,3 Prozent (50-59 Jahre) auf 14,8 Prozent bei über 80-jährigen Erkrankten.

Männer sind gefährdeter als Frauen. Ihre Sterberate liegt bei 2,8 Prozent, die von Frauen bei 1,7 Prozent.

Auch Vorerkrankungen haben einen erheblichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind besonders gefährdet (Sterberate 10,5 Prozent). Es folgen Diabetiker (7,3 Prozent), Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen (6,3 Prozent), Bluthochdruckpatienten (6 Prozent) und Krebspatienten (5,6 Prozent).

Wie erkennt man die Infektion?

Das Virus befällt die Atemwege. Häufig entwickeln Betroffene zudem grippeähnliche Symptome. Sie fühlen sich krank und abgeschlagen, bekommen (meist eher moderates) Fieber und trockenem Husten. Schnupfen hingegen ist ein eher seltenes Symptom. Mitunter tritt auch Durchfall auf.

Bei schweren Verläufen entwickeln die Patienten eine Lungenentzündung mit hohem Fieber und Atemnot, die in einzelnen Fällen tödlich verlaufen kann.

Wie läuft ein Test auf Sars-Cov-2 ab?

Ob es sich um eine gewöhnliche Grippe oder eine Infektion mit dem Coronavirus handelt, lässt sich nur mit einem speziellen Test klären. Dazu wird eine Probe über einen Abstrich aus dem Nasen-Rachen-Raum oder aus Husten-Auswurf gewonnen. Die Probe werden dann im Labor mittels eines molekularbiologischen Tests (Reverse-Transkriptase-PCR) auf das SARS-CoV-2 hin untersucht. Der Test selbst benötigt benötigt etwa 4 bis 5 Stunden. Hinzu kommt die Transportzeit zum Labor.

Wie steckt man sich an?

Das neue Coronavirus ist offenbar ansteckender als zunächst gedacht. Forscher der Berliner Charité haben berichtet, dass es sich auch im Rachenraum vermehren kann und damit ähnliche Übertragungswege nutzt wie Grippeviren. Das könnte auch erklären, warum Menschen mit leichten Symptomen andere anstecken können. Ursprünglich war man wegen der großen Nähe zum länger bekannten SARS-Virus davon ausgegangen, dass sich die Viren vor allem tief in der Lunge vermehren.

Schon der erste deutsche Fall hatte gezeigt, dass eine Ansteckung schon bei sehr leichten Krankheitssymptomen oder sogar noch in der Inkubationszeit möglich sein könnte, also wenn der Infizierte noch gar keine Symptome der Krankheit entwickelt hat. Offen ist noch, ob das eher die Ausnahme oder die Regel ist.

Der Infektionsweg des Coronavirus entspricht dem von anderen Atemwegserkrankungen: über Tröpfchen, die beim Husten aber auch in geringeren Mengen Sprechen verbreitet werden. Die Fälle in Deutschland, bei denen sich die Ansteckungskette gut nachvollziehen lässt, haben gezeigt, dass auch ein näherer Face-to-face-Kontakt für eine Ansteckung ausreichen kann.

Ein weiterer möglicher Infektionsweg sind Schmierinfektionen, beispielsweise beim Händeschütteln oder durch Anfassen infektiöser Gegenstände wie Türgriffe. Allerdings spielt dieser Übertragungsweg eine sehr viel untergeordnete Rolle. Experten gehen davon aus, dass das Virus auf verunreinigten Gegenständen im Schnitt vier bis fünf Tage überlebt. Wer ein Päckchen aus China bekommt, muss also in der Regel keine Angst haben.

Darüber hinaus hat man Viren auch in Stuhl- und Rektalproben von Patienten gefunden, die unter Durchfall litten. Ob man sich über entsprechende Verunreinigungen infizieren kann, ist noch unklar.

Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen Infektion und ersten Krankheitsanzeichen, beträgt meist weniger als eine Woche. Sie kann aber auch bis zu zwei Wochen dauern, schätzen Experten.

Wie breitet sich der Erreger aus?

Die meisten Fälle der Krankheit treten nach wie vor in China auf. Epizentrum des Ausbruchs ist die Stadt Wuhan. Hier traten im Dezember 2019 erstmals gehäuft Krankheitsfälle auf. Sie betrafen Personen, die sich auf einem Fleisch- und Fischmarkt aufgehalten hatten, auf dem auch Wildtiere verkauft wurden.

Nach aktueller Sachlage ist das Virus von einem Wildtier auf den Menschen übergesprungen. Derzeit vermutet man, dass sich der Erreger ursprünglich aus Fledermauspopulationen stammt und über einen weiteren Zwischenwirt, möglicherweise ein Schuppentier, schließlich einen Menschen infiziert hat. In diesen Tieren haben Experten sehr nah verwandte Viren nachgewiesen. Die seltenen Säugetiere stehen unter Artenschutz, werden in China aber dennoch gehandelt. Ihre Schuppen, die eigentlich (wie Fingernägel) nur aus Keratin bestehen, gelten als Heilmittel, ihr Fleisch als Delikatesse.

Hier kann man abermals Vergleiche zu SARS (Schleichkatzen) und MERS (Dromedare) ziehen, die ihren Ursprung ebenfalls in Wildtieren hatten. Da der Erreger aber auch von Mensch zu Mensch weitergegeben wird, hat sich die Krankheit in der Stadt und in der Provinz Haibo inzwischen weiter ausgebreitet.

Ausbrüche in immer mehr Ländern

Auch außerhalb der Volksrepublik treten in immer mehr Ländern Fälle einer 2019-nCoV-Infektion auf. Größere Ausbrüche gib es in Südkorea und in Iran . Innerhalb von Europa ist Italien am stärksten betroffen. In mehreren Regionen im Norden des Landes (Lombardei, Veneto) sind Krankheitsausbrüche aufgeflammt. Die Regierung hat mit umfassenden Quarantänemaßnahmen für die stark betroffenen Städte und Dörfer reagiert. Wo sich der erste bekannt gewordene Infizierte angesteckt hat, ist noch ungeklärt.

Wird sich der Erreger auch in Deutschland ausbreiten?

Da das Virus auch von symptomfreien Infizierten weitergegeben wird, können Quarantänemaßnahmen die Ausbreitung kaum verhindern. Daher wird sich das Virus höchstwahrscheinlich weltweit verbreiten – auch in Deutschland. Experten gehen inzwischen davon aus, dass es endemisch werden wird – das heißt es wird wohl langfristig weltweit in der Bevölkerung kursieren.

 

Wie kann man sich schützen?

Mediziner empfehlen gegen das Coronavirus, die üblichen Hygienemaßnahmen konsequent einzuhalten:

  • Häufiges und gründliches Händewaschen
  • Schleimhäute (Nase, Mund , Augen) möglichst wenig mit den Händen berühren
  • In öffentlichen Verkehrsmitteln Handschuhe tragen, diese regelmäßig wechseln/waschen
  • Abstand zu Erkrankten halten (im Idealfall mindestens 1,5 Meter).
  • Verwenden Sie Desinfektionsmittel auf Basis von Ethanol, Wasserstoffperoxid oder Natriumhypochlorid oder mit dem Vermerk „begrenzt viruzid“ – insbesondere nach Kontakt mit Erkrankten
  • Personen mit einer Atemwegsinfektion sollten in die Armbeuge husten („Etikette wahren“), damit sie die Viren nicht mit den Händen weiterverteilen.

Gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen

Grippe und Pneumokokken-Impfungen können eine Coronavirus-Infektion nicht verhindern, aber vor schweren Verläufen durch Zweitinfektionen schützen. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt aber ohnehin, dass sich Menschen mit Vorerkrankungen und ältere Personen impfen lassen.

Wer jetzt in Detuschland unter Fieber leidet, ist sehr viel wahrscheinlicher an Grippe als am Coronavirus erkrankt. Aktuell zählt das Robert Koch-Institut für die Grippesaison 2019/2020 gut 120 000 Fälle und 202 Grippetote.

Atemschutzmasken meist überflüssig

Die meisten Atemschutzmasken hingegen bringen meist nichts. Ausnahmen sind solche der Kategorie FFP3, die mit einem integrierten Filter ausgestattet sind. Auch diese schützen nur, wenn sie korrekt angewendet werden. Andere Masken sind lediglich sinnvoll, wenn bereits Erkrankte sie tragen. Das reduziert das Risiko, andere anzustecken.

Wie wird die Infektion behandelt?

Spezielle Medikamente gegen die Erreger der neuartigen Lungeninfektion gibt es noch nicht. Stattdessen konzentrieren sich Ärzte auf die Behandlung von Symptomen wie Fieber und Husten. Bei bakteriellen Zweitinfektionen setzte man Antibiotika ein. Versagen die Lungen, müssen die Betroffenen intensivmedizinisch betreut werden.

Suche nach wirksamen Medikamenten

Zudem überprüfen Forscher, ob Medikamente, die bereits zur Behandlung anderer Viren zugelassen sind, auch gegen das neue Coronavirus helfen. Parallel dazu arbeiten Wissenschaftler unter Hochdruck an Wirkstoffen für neue Medikamente und Impfungen. Sie können sich dabei auf Wissen stützen, dass man bereits bei der Erforschung des SARS-Erregers gewonnen hat.

Bevor jedoch neue Medikamente und Impfungen eingesetzt werden können, müssen sie umfangreiche klinische Tests zur Wirksamkeit und Sicherheit durchlaufen. Das wird einige Monate, wohl aber mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. Lesen Sie dazu auch das NetDoktor-Interview mit dem Virologen Prof. Jonas Schmidt-Chansit: „Wir müssen nicht bei Null anfangen“.

Kann man sich mehrfach anstecken?

Wer sich mit Sars-CoV-2 infiziert, entwickelt Antikörper, gegen das Virus, die immun machen. Wie lange dieser Immunschutz anhält, lässt sich allerdings noch nicht abschätzen.

TMITC - Ads