Baustelle für blitzschnelles Internet in jedem Haus

513
TMITC - Ads

Hansaviertel geht noch 2020 ans Glasfasernetz / Erste Haushalte surfen im Sommer mit Lichtgeschwindigkeit durchs Internet / Serie: Corona legt nicht alles lahm

Infektionszahlen auswerten, an Hygienekonzepten feilen, im Home-Office durchhalten – so könnte man sich den Arbeitsalltag vieler Beschäftigter der Stadtverwaltung in diesen Monaten vorstellen. Doch das trifft nur zum Teil zu. Trotz Krisenmodus treiben alle Dezernate Projekte voran, die in die Zukunft weisen und von Corona nicht ausgebremst werden. In einer Serie geben wir Einblick. Heute: Münsters Glasfasernetz.

„Viele glauben noch, Glasfaser braucht man nicht unbedingt. Aber als sie während der Pandemie zu Hause in der Videokonferenz saßen, während die Kinder Netflix guckten, ist das Internet vielleicht doch mal in die Knie gegangen“, sagt Rainer Baldus, Ingenieur beim Amt für Mobilität und Tiefbau und dort Projektleiter für den Bau der Glasfaser-Trassen. Auf diese Weise hat Corona vielleicht  sogar Anschub gegeben für die Akzeptanz der neuen Technologie mit extrem leistungsfähigen Lichtwellenleitern. Sie übertragen bis zu ein Gigabit pro Sekunde. Zum Vergleich: Die Übertragung der meisten Haushalte liegt bei 50 Megabit pro Sekunde.

Bis zu 50 Hausanschlüsse in einer Woche

„Corona hat unsere Pläne zwischenzeitlich ins Stocken gebracht. Zurzeit entspannt sich die Situation wieder. Wir kommen ziemlich gut voran“, erklärt Gerald Eicker, Projektleiter für den Glasfaser-Ausbau bei den Stadtwerken Münster. Die Stadtwerke bringen die Glasfaser-Technologie in die Haushalte der Münsteraner und verlegen aktuell im Hansaviertel optische Datenleitungen für blitzschnelles Internet. Vielfältige Hilfe kommt aus dem Tiefbauamt. In einer Woche schafft die Wanderbaustelle etwa 750 Meter und damit im eng besiedelten Hansaviertel bis zu 50 Hausanschlüsse. „Vor einem Wohnhaus das Pflaster aufnehmen, die Leitungen verlegen, alles wieder zumachen – das geht innerhalb eines Tages“, sagt Rainer Baldus. Dabei geht es nicht immer nur um schnelles Internet: An vielen Stellen erneuert die Stadt im gleichen Schritt den Gehweg. Das Tiefbauamt steht im ständigen Kontakt mit den Stadtwerken. Baldus: „Ganz gleich, ob es um wegfallende Parkplätze geht oder Straßenbäume, deren Wurzeln geschützt werden müssen – wir kümmern uns zusammen mit anderen Fachämtern um viele Themen.“

Ausgangspunkt für Münsters neues Glasfasernetz ist eine Datenautobahn, die sich ringförmig um die Innenstadt legt. Von hier aus verlaufen die neuen Leitungen über Haupttrassen in die Viertel und deren Straßen. Und ab da wird in jedes Haus, dessen Besitzer sich für die künftige Versorgung mit optischer statt elektrischer Datenübertragung entschieden hat, eine eigene Zuleitung gelegt. „Bis dahin ist das Ganze kostenlos. Wer anschließend Glasfaser-Internet in seiner Wohnung haben will, braucht dafür zum Beispiel einen geeigneten Router“, erklärt Gerald Eicker. Internet-Versorger werden dann die Stadtwerke mit den Glasfaser-Tarifen „Münster Highspeed“. Bevor das städtische Tochterunternehmen damit Geld verdient, geht es in Vorleistung – es investiert einen zweistelligen Millionenbetrag in den Leitungsausbau in den beiden Pilotvierteln im Zentrum.

Dem Hansaviertel vorausgegangen ist das Kreuzviertel. Es ist bereits annähernd komplett mit Glasfaser versorgt. „Hier haben wir knapp 900 von rund 1100 möglichen Anschlüssen realisiert“, zieht Eicker Bilanz. Schon im Sommer gehen voraussichtlich auch die ersten Bewohner des Hansaviertels ans Glasfasernetz. „Dann gibt es ‚volle Brause‘ bis ins Haus“, sagt Rainer Baldus – weiß aber auch, dass einige Viertelbewohner vom Nutzen noch nicht überzeugt sind. „Zurzeit haben die meisten keine Endgeräte, die Glasfaser erfordern. Aber das wird sich ändern, die Industrie zieht jetzt nach.“

Breitband das Herzstück der digitalen Entwicklung

Auch Münsters IT-Dezernent Wolfgang Heuer ist sich bewusst, dass viele Verbraucher noch zögern, sich für die neuen digitalen Möglichkeiten zu entscheiden. „Zunächst werden wohl vor allem Unternehmen, Behörden und Selbstständige, die schnelle Internetleitungen zu Hause brauchen, Haupttreiber der neuen Technologie sein.“ Aber Heuer rechnet fest mit einem schnellen Wandel: „Die digitale Entwicklung wird die Zukunft der Gesellschaft bestimmen. Und Breitband ist nun einmal das Herzstück davon.“

Das nächste Projekt ist jedenfalls schon in Vorbereitung: Die Wanderbaustellen werden sich künftig durch den Stadtteil Amelsbüren arbeiten. Und sie werden die so genannten „weißen Flecken“ erschließen – Gebiete vor allem in den Außenbezirken Münsters, in denen Datenübertragung noch besonders langsam läuft. 450 Kilometer Tiefbautrasse werden hier für etwa 2000 Hausanschlüsse sowie Gewerbeadressen, Schulen und Krankenhäuser notwendig sein – im Gegensatz zu den nur etwa 17 Kilometern für rund 1000 Zuleitungen im dicht besiedelten Hansaviertel. Bund und Land fördern das Projekt zu 90 Prozent. Zehn Prozent zahlt die Stadt, dieser Anteil entspricht 3,3 Millionen Euro.

Die Serie im Überblick (Folge 1 – 6):

Quelle: Stadt Münster

TMITC - Ads